Narrengold

Lasst uns eine Mittelalterband gründen…

Alles begann im Spätsommer 2009. Christina, Tom und Flo, die sich aus einer gemeinsamen Band kannten, trafen sich für eine Jam-Session in einem entlegenen Weinkeller, welcher von Weingärten umgeben war. Der Weinkeller lag am Ende einer Kellergasse. Kurz gesagt: die perfekte Voraussetzung für eine lange Jam-Nacht.

Die Musiker begannen, die üblichen Klassikern aus der Rockgeschichte zu spielen. Die Weinreben waren ein dankbares Publikum. Nach jedem gespielten Lied hörte man den Wind durch die Blätter rauschen. Dies könnte von gut gesinnten Geistern als wohlwollender Applaus interpretiert werden.

Irgendwann spät in der Nacht packte Flo ein Stück aus, welches er erst unlängst einmal vernommen hatte. Es war eine schöne, eingängige Melodie: „Warum“ von Triskilian. Dieses wurde mit den damals zur Verfügung stehenden Instrumenten interpretiert. Das Instrumentarium bestand größtenteils aus Akustikgitarren und Gesang.

Jeder, der schon mal am Lagerfeuer gesessen hat und eine halbe Stunde zu „Knockin‘ on Heaven‘s Door“ gegrölt hat weiß, dass sich Lieder bei Jam-Session durchaus in die Länge ziehen können. So etwas Ähnliches geschah schließlich auch bei „Warum“. Nach dieser Nummer machten sich die Musiker eine weitere Rotweinflasche auf, stärkten sich, und ließen wieder das Rauschen des Wein-Blätterwaldes auf sich wirken.

An diesem Abend entstand die Idee, eine „Mittelaltermusikgruppe“ zu gründen. Was dieses Musikgenre ausmacht, welchen Differenzierungen es unterliegt und welche Standards üblicherweise gespielt werden, wusste damals freilich niemand genau.

Rund zwei Wochen später traf man sich in Wien in einer Lokalität mit Bierköstlichkeiten und besiegelte den Plan. Sozusagen wurde die Idee der Gründung einer Mittelalterband mit der Unterstützung von Wein geboren und mit Hopfen und Malz besiegelt. Bald fand man auch einen passenden Bandnamen und aus Christina wurde Filia, aus Flo wurde Rian, und aus Tom wurde Samoth.

Woher bekommt man einen Dudelsack?

Eine wesentliche Frage, die sich aufdrängte, war, welches Instrumentarium denn gespielt werden soll. Narrengold wollte auf jeden Fall historische Instrumente verwenden. Das Konzept war recht einfach: Lied-basierte Stücke mit historisch klingenden Instrumenten. Schnell war klar, dass Rian die Saiteninstrumente und den Lead-Gesang übernehmen wird. Samoth übernahm das Trommeln. Im Grunde genommen wussten die drei Musiker von Anfang an, dass ein Dudelsack das klangliche Spektrum bereichern sollte. Nur: Wer spielte Dudelsack? Niemand. Wer musste Dudelsack spielen lernen? Das war Filias Job. Die Frage war nur: Woher um Himmels Willen bekommt man einen Dudelsack? Es folgten zahlreiche Recherchen. Es konnte ein Dudelsackbauer aus Wien ausfindig gemacht werden. Dieser wurde auch gleich kontaktiert. Tatsächliche hatte er noch ein 15 Jahre altes Instrument in seiner Werkstatt, welches er gerade erst gewartet hatte und auch zum Verkauf anbot. Sofort wurde ein Termin vereinbart. Überraschenderweise war die Werkstatt aber nicht in Wien, sondern in der Nähe von Leoben in der Steiermark. Filia und Rian traten die Reise an. Was beide jedoch vorher nicht wussten war, dass die Werkstatt auf einem alten Bauernhof im tiefsten steirischen Tal untergebracht war. Nachdem die beiden sich über Wiesen, Wälder und Abgründe bis zum Hof vorgekämpft hatten, beschlossen beide, dieses Instrument gleich mitzunehmen.

Dann kam die erste gemeinsame Probe, natürlich wieder in der bewährten Kellergasse. Hier entwickelte sich nun der Bandsound, der für die Gründungszeit von Narrengold typisch wurde:
Der Gesang sollte im Vordergrund stehen. Das Instrumentarium musste sich demnach der Lautstärke der Stimmen anpassen. Rian spielte eine alte Mandoline und Filia den neu erstandenen Dudelsack, der damals noch „gewöhnungsbedürftig“ klang. Die Bauart dieses Dudelsacks wird „Hümmelchen“ genannt und ist einer der leisesten Dudelsäcke, die es gibt – also perfekt zur Gesangsbegleitung. Samoth hängte sich schließlich eine Trommel um und ab ging die Post…

Es wurde mit den üblichen "Klassikern" der Mittelaltermusik begonnen, doch bald gingen Narrengold dazu über, eigene Nummern zu komponieren. Besonderes Augenmerk legten die Spielleute darauf, dass ihre Lieder Spaß machen. Dazu wurden auch "alte" Lieder neu interpretiert. Insgesamt konzentrierte man sich beim künstlerischen Schaffen allerdings auf Eigenkompositionen. Diese Ausrichtung blieb bis heute erhalten.

Die ersten Auftritte, das erste Album

Sehr schnell spielten die drei Musiker schon ihre ersten Liveauftritte. Die Band hatte das Glück, dass sie bereits in der ersten Saison für Mittelalterfeste gebucht wurde. Durch die Auftritte auf diesen Festen konnten unheimlich viele Erfahrungen gesammelt werden. Bald erweiterte Rian sein Instrumentarium mit einer Cister. Die Cister, die eine Oktav tiefer gestimmt ist als die Mandoline, erwies sich für Livesituationen mit Publikum als besser geeignet.

Zusätzlich zu den ersten live-Performances arbeiteten die drei Musiker an ersten Aufnahmen. Noch im Frühjahr 2010 erschien die erste EP, die in Windeseile in Eigenproduktion geschaffen wurde. Im Winter 2010/2011 arbeiteten die Musiker an der ersten „echten“ CD, diesmal eben eine LP, das erste Album: „Allerley Weisheit“. Auf diesem finden sich Stücke wie „Der Taler“ oder „Die Maid“. Es ist Tavernenmusik für ein feucht-fröhliches Publikum, das nicht verlegen ist mit zu singen und mit zu klatschen und zu tanzen. Nicht selten kam es vor, dass das Publikum bei Auftritten lauter war als die Band selbst…

Neuer Trommler, neuer Sound

Im Spätsommer 2012 beschloss Samoth die Band aus privaten Gründen zu verlassen. Er spielte noch die Saison zu Ende, stand jedoch für die 2013er Saison nicht mehr zur Verfügung. Es begann eine Suche nach einem Nachfolger. In diesen Monaten spielte Narrengold mit einer Reihe an Trommlern. Einer war Saleh, der die Rahmentrommel gekonnt als rhythmische Begleitung spielte. Mit Scott, der meisterhaft die Davul zum Erklingen brachte, spielte Narrengold wiederholt auf Mittelalterfesten. Dann war auch noch Pat, der elegante Fellenwirbler, ein Meister auf seinem Gebiet, der uns auch heute noch tatkräftig ab und zu zur Seite steht. Und … dann kam Bernhard.

Mit Bernhard entstand relativ schnell ein neuer Sound, der jedoch auf dem ursprünglichen Konzept stark aufbaute. Generell beschloss man lautstärkemäßig aufzurüsten. Eine Neuheit war die Verwendung einer Schnarrtrommel (Snare). Zwar wurde bei Narrengold schon immer gerne klassisches Backbeat-Drumming gespielt, jedoch kam dies nun mit der Schnarrtrommel stärker in den Vordergrund. Rian übernahm die Basstrommel (Kick), die er mit Fußpedal spielte. Parallel dazu investierte Filia sukzessive in den Ausbau der Dudelsackfraktion, und Dudelsäcke verschiedenster Bauarten wurden angeschafft. Erstmals in der Geschichte der Band kamen auch laute Dudelsäcke, genannt „Marktsäcke“, zum Einsatz. Mit diesem Setup tourte die Band 2013 und 2014 durchs Land. Hatte die Band noch in ihren Anfangsjahren aus reinen Lautstärke-Gründen Schwierigkeiten im Freien vor einer großen Menschentraube zu spielen, war dies nun mit der lauteren Instrumentierung kein Problem mehr.

Durch die Erfahrung mit den unterschiedlichsten Besetzungen ist Narrengold heute in der Lage für jede sich ergebende Situation die passende Instrumentierung zu wählen. Ob leise, romantische Flötenmelodien (etwa auf Hochzeiten), gesangsbetonte Indoor-Tavernenmusik oder laute, fette Dudelsackmelodien für Outdoor-Events: Narrengold kann für jede Veranstaltung den passenden Sound spielen.

„Mein Dudelsack is supa“: Das zweite Album

Es wurden laufend neue Lieder geschrieben. Manche diese Lieder haben sich als Ohrwürmer erwiesen und der Entschluss, eine neue CD aufzunehmen, wurde bald gefasst. Dieses zweite Album wurde „Mein Dudelsack is supa“ genannt, inspiriert durch das gleichnamige Lied. Es wurde wieder in Eigenregie aufgenommen, wobei jedoch der „Endschliff“ (Mastering) einem professionellen Studio anvertraut wurde. Dieses Mal war der investierte Aufwand jedoch um einiges größer als beim ersten Album, da die Arrangements komplexer und die verwendeten Instrumente vielzähliger waren.

Das Mittelalter rockt und rollt: Narrengold rocks! Die Folk-Rock Show

Neben der gewohnten Trio-Besetzung entstand 2015 eine erweiterte 5er Besetzung: Narrengold rocks! Diese Formation spielt die Musik von Narrengold, eingebettet in rockige und swingende Klänge, und ist besonders für Club-Gigs, größere Hallen und Festivals, bei denen das Publikum shaken und ausflippen darf, gedacht. Aber auch für große Bühnen auf Mittelaltermärkten (z.B. Abendshows) ist diese rockige Version von Narrengold bestens geeignet. Gespielt wird bei Narrengold rocks! mit Dan, dem Saitenreißer, an der Geige, sowie mit Pat, dem Basstölpel, am E-Bass. Rian, der Spielmann, packt neben der Cister auch mal die E-Gitarre aus, und Bernhard Knüppelknecht setzt sich hinter’s Schlagzeug. Filia Jungfer stattet ihre Dudelsäcke und Flöten mit Mikrofonen aus.

Wo geht’s hin?

Das weiß niemand. Und das ist gut so. Der Bandsound soll leben und sich ständig weiterentwickeln, ohne dass jedoch auf die Wurzeln vergessen wird.

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